Rede für Frank-Ulrich Vögely, Bergfriedhof Heidelberg, 19. Februar 2011

 
 

Tobias Langguth

„Musikerfeste“


im Anschluss live

Tobias Langguth und Johannes Schädlich „Let‘s work together“

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Im Jahre 1979 oder 1980 war ich zum ersten Mal dabei bei einem Musikfest in Franks Scheuer. Zahlreiche Musiker traten auf, unter ihnen Peter Kosch, Rainer Pusch, Wilson Oliveira und einige mehr. Für mich als jungen angehenden Musiker so etwas wie ein Einstieg in eine Gemeinschaft von Leuten, die es ernst meinen mit der Musik und gleichzeitig ihren Spaß daran haben, zusammen zu spielen, zuzuhören und sich miteinander auszutauschen.


In den Folgejahren gab es bei Frank immer wieder solche Musikerfeste und meine Faszination für diese wurde größer, weil ich sah, daß hier Gemeinschaft gepflegt wurde. Musiker entwickeln sich ja heutzutage – bedingt durch die politischen, soziologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen – fast zwangsläufig zu einer Art „Einzelkämpfer", sie üben für sich alleine in ihrem Kämmerlein und der eigentlich wesentlichste Aspekt des Musikmachens, nämlich der, gemeinsam Musik zu machen, tritt in den Hintergrund. Individualismus ist angesagt. Frank war ein ganz großer Individualist. Er hatte seine ganz eigene Art zu denken und zu handeln. Und die bestand eben u.a. darin, daß er, entgegen dem Zeitgeist, die Leute zusammenbrachte zu gemeinsamem Tun. Er schuf – gänzlich außerhalb des Kulturestablishments – einen Rahmen dafür.


Es gab viele inspirierte und inspirierende Stunden in der Scheuer, wo sich musikalische Begegnungen abspielten, die es nie und nimmer im „realen" Leben, sprich auf irgendeinem normalen Gig, gegeben hätte. Ich hatte glücklicherweise daran Teil und ich bin sehr dankbar dafür.


Franks Organisation, Mühen und Aufwand waren bei so einem Musikerfest, wenn es denn dann am laufen war, sogut wie nicht spürbar für die beteilgten Gäste, Zuhörer und Musiker. Er kümmerte sich einfach darum, daß es jedem gut ging, jeder zu essen und zu trinken und vielleicht ein angehnehmes Gespräch hatte. Und stellte auf diese Weise den entspannten Rahmen für spontane, echte und lebendige Musik her.


Wenn so ein Moment der musikalischen Inspiration eintritt, dann ist das für uns normale, irdische Musikhandwerker – so nenne ich uns jetzt mal – immer so, als ob wir plötzlich einen normalerweise verschütteten Kontakt zu den echten und wahren Kräften des Universums bekommen, deren Lebendigkeit und Freiheit, bei gleichzeitiger Geordnetheit, all das, was wir aus eigener Kraft zu schaffen imstande sind, um ein unendliches Vielfaches überstrahlt.


Frank hat mit seinem unermüdlichen Engagement und persönlichem Einsatz solche Dinge ermöglicht. Er hinterlässt eine ziemliche Lücke, das ist keine Frage. Was bleibt uns jetzt, wo er nicht mehr unter uns ist? Ich schlage vor: Jeder kann auf seine eigene Weise Franks Ideen, seinen Elan und seine Absichten weitertragen. Das implementiert natürlich, auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Musik ist ihrem Wesen nach etwas lebendiges, soziales. Diejenigen, die in unserer Gesellschaft im Musikbereich das Sagen haben (nur zwei Stichworte: die sogenannte „Musikindustrie" und - nicht zu vergessen: die sogenannte GEMA), versuchen alles, dieses urmenschliche Medium zu intrumentalisieren, zu maschinisieren, und sie tun dies einzig und allein um des größtmöglichen Profits Willen.


Frank war immer auch ein streitbarer Mann, ich glaube es ist in seinem Sinne, wenn Musiker ebenso wie Music Lovers in einem konstruktiven Sinne streitbar bleiben bzw. in zunehmendem Maße werden. Don´t give up that fight!


Nochmal zurück zum Begriff: Gemeinschaft. Frank hat mir erzählt: er hat gelegentlich gespielt mit einer großartigen Band: Canned Heat – die Blues und Boogie Band – das waren faire, anständige Menschen wie Frank mir berichtete, immerhin waren die in den 60ern und 70ern ein Bestandteil des „Showbiz" und des „Pop", somit faktisch des Establishments. Und eine, wie ich persönlich finde, wunderbare Botschaft dieser Band war:


Together we stand, divided we fall

Come on now people and Let‘s have a ball let´s work together

Before when things go wrong As they sometimes will

And the road that you travel, it stays all up hill Let‘s work together...

Oh well now, two or three minutes Two or three hours

What does it matter now, if this time go round Let‘s work together...

Oh well, make someone happy Make someone smile

Let‘s all work together and make life worth while Let‘s work together...